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Themenparks und Erlebniswelten
Atlantica SuperSplash
H. Jürgen Kagelmann und Martina Guthmann
2005 ist das Jahr der Jubiläen. Disneyland wird 50 Jahre, Universal Mediterranea 10 Jahre, Gardaland 30 Jahre, die VW Autostadt 5 Jahre und der Europa-Park in Rust
feiert auch - den 30sten Geburtstag. Von allen diesen Erfolgsstorys ist die des Europa-Parks sicherlich die erstaunlichste . Dass sich Franz Mack und sein Sohn Roland
nach ihrem USA-Besuch 1972, als es eigentlich zunächst nur darum ging, neue Kunden für die Mack Qualitätsrides zu gewinnen, unter dem Eindruck der dort
grassierenden Themenpark-Begeisterung zu der Phantasie hinreißen ließen, auch Deutschland könnte einen ordentlichen Amüsierpark vertragen, mag noch angehen.
Dass die Mack-Familie dieses Vorhaben dann aber in Angriff nahm, als in Deutschland der Begriff Freizeitpark ungefähr so positiv beurteilt wurde wie Masern und
dass man den Park drei Jahre später in einer, sagen wir vorsichtig, etwas wenig bekannten Ecke im Badischen realisierte, zeugt schon von sehr viel unternehmerischen
Mut. Dass man aber schon früh auf die Europa-Thematisierung setzte, als sich in Deutschland nur hoffnungslose Idealisten mit dem Europa-Gedanken befassten, war
schlicht visionär. Heute ist alle Welt des Lobes voll über die kluge Voraussicht, die Regionen Europas zu Themenbereichen ausgewählt zu haben, denn
schließlich ist der Park mit der Erweiterung der EU fast unendlich ausbaubar. 11 Länder gibt es derzeit und als neuester Themenbereich 2005 kommt Portugal dazu.
Und natürlich gibt es auch einen neuen Ride: Atlantica Super Splash.
Die ganz große Attraktion hatte sich die Familie Mack eigentlich schon im letzten Jahr sozusagen als vorweggenommenes Geburtstagsgeschenk gemacht: Das neue große
Themenhotel Colosseo mit einer überragenden, zu Recht allseits gelobten Thematisierung, mit viel Luxus und tollem Ambiente (und übrigens auch einem
Wellness-Angebot, was in Themenparkhotels nicht selbstverständlich ist). Diese Investition machte den Europa-Park zum größten Hotel-Resort-Komplex
(mit 4128 Betten) mit einer beeindruckenden Auslastungsquote von 95%. Angesichts der enormen Kosten für dieses Hotel der Superklasse war dieses Jahr eigentlich
gar keine Jubiläums-Investition mehr „drin“. Man entschloss sich dann aber noch zu einem neuen Ride – Ausgangspunkt für den neuen Themenbereich Portugal und
Weltneuheit im Bereich der Wasserfahrgeschäfte. Die 5-Mio.-Euro teure Atlantica SuperSplash bricht mit ihrer Höhe von 32 m und nicht zuletzt ihrer Bauzeit von
nur sechs Monaten während der Winterpause die Rekorde im Bereich der Wasserrides.
Natürlich liegt die Frage nahe, welche Neuheiten und Besonderheiten die Atlantica SuperSpash im Vergleich zur Wasserachterbahn Poseidon im griechischem
Themenbereich hat, die sich die Macks zum 25. Jubiläum im Jahr 2000 zum Geburtstagsgeschenk machten, und die bis heute zu einer der Topattraktionen im Park
gehört, die den Besucherandrang an Spitzentagen kaum bewältigt. Atlantica Supersplash mit einer etwas anderen Akzentsetzung ist eher als ergänzendes
und nicht als Konkurrenzangebot zu sehen. Der neue Ride geht auf 32 m Höhe, 9m höher als der Poseidon, und kommt auf eine höhere
Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h (70 km/h beim Poseidon). Während der Poseidon mit zwei Drops aufwartet, glänzt Atlantica hauptsächlich durch
technische Raffinessen: Zwei Drehscheiben auf luftiger Höhe ermöglichen einen Richtungswechsel der insgesamt 5 Boote mit 16 Sitzplätzen (Poseidon hat
in Spitzenzeiten bis zu 22 Boote à 8 Mann laufen). So fährt man den mittlerenTeil der Strecke auf luftiger Höhe rückwärts bergab, die eigentliche
und annähernd 90 Grad steile Abwärtsfahrt ins „Meer“ verläuft dann wieder vorwärts.
Das über 4000 qm ha große schön thematisierte atlantische Meer macht den Anfang für einen neuen Themenbereich „Portugal“. Mit der üblichen
konsequenten ökonomischen Behutsamkeit wollen die Macks das neue Land Zug um Zug ausbauen. Bald wird es eine mittelalterliche Schiffsbauwerft geben, auf die schon
jetzt ein Holzschiffsgerippe hinweist, und eine kleine Hafenstadt, so dass Portugal schließlich eine Fläche von 1,5 Ha einnehmen wird.
Über eine schiefe Ebene gelangt man ins Innere des als Zitadelle aus dem 16. Jahrhundert gestalteten Einstiegbereichs von Atlantica SuperSplash. Die in Piratenlook
gekleideten Mitarbeiter helfen beim Einsteigen unter den Augen von „Heinrich dem Seefahrer“ – der portugiesische Herzog war der wohl berühmteste Förderer der
Seefahrt und des Schiffsbaus im 15. Jahrhundert.
Gemächlich wird das Schiff auf den 4 m breiten Schienen bergauf auf 32 m Höhe gezogen – zum zweithöchsten Punkt des Europaparks (überragt lediglich
vom 73 m hohen Silver Star-Gipfel). Hier oben drehen wir uns im Gefährt zum ersten Mal langsam gegen den Uhrzeigersinn um 270 Grad, und rückwärts gleitet
das Boot zunächst wie in einer Welle 9 m abwärts und sogleich wieder aufwärts. Der Reiz dieses ersten Drops, der sanfter aussieht als er vom Fahrgast auf
luftiger Höhe erlebt wird, liegt in der Rückwärtsfahrt, dem damit verbundenen mulmigen Gefühl in der Magengegend und in der ungewissen Erwartung auf
den bevorstehenden Sturz in die Tiefe. Auf der zweiten Plattform erfolgt die zweite Drehung, wieder gegen den Uhrzeigersinn um 90 Grad. Nun fällt der Blick der
Fahrgäste in Fahrtrichtung auf den aus dieser Perspektive fast senkrecht erscheinenden steilen weiteren Streckenverlauf; 50 Grad beträgt der Abfahrtswinkel.
Mit knapp 80 km/h (schneller ist im Europa-Park nur der Silver Star) rast die kleine Schicksalsgemeinschaft nun 27 m talwärts. Zum Vergleich: der finale Drop bei
Poseidon hat nur 19 m. Erst kommt ein kleines Berühren des Wasser, bevor das Boot noch einmal über einen kleinen Camelback fährt und dann endgültig
mit einer beeindruckenden Bugwelle (dem Super Splash) in den See brettert. Durch eine Magnet-Induktions-Brems-Technik kann der Spritzgrad , je nach Publikum und
Witterung variabel gesteuert werden, sozusagen von „übel durchweicht“ bis „leicht bespritzt“. Auf den äußeren und vorderen Plätzen geht es natürlich
deutlich feuchter zu. Anschließend führt die Fahrt an den Zuschauerbereichen gemächlich im Wasserkanal des „Atlantik-Sees“ vorbei, Richtung Zitadelle und damit
zurück zum wunderschön thematisierten Einstiegs-Ausstiegsbahnhof. Im Shop kann man neben Seemannsware und portugiesischen Souvenirs natürlich auch das
obligatorische Erinnerungsfoto erstehen.
Wer nur zuschauen oder fotografieren will, kann sich am Rande der Atlantica SuperSplash an der Aussichtsplattform positionieren, nimmt damit – je nach Standort und
Einstellung – willentlich gehörige Spritzer auf Objektiv und Kleidung in Kauf.
Atlantica ist ein familienfreundliches Fahrgeschäft, nicht zuletzt dank des Splasch: Gemeinsam wird man naß..!. Mit den fünf Booten auf der Gesamtstrecke von
390 m kann eine stündliche Kapazität von 1.400 Personen erreicht werden. Die Drehungen geschehen langsam, was aber den Vorteil hat, dass man aus großer
Höhe die schöne Aussicht genießen kann. Mit Atlantica ist damit den Macks wieder ein Angebot für alle Altersgruppen geglückt, das der Großvater mit
dem Enkel fahren kann, das aber auch den Ride-Fan nicht enttäuschen wird..
Fazit: Ein schönes neues Fahrgeschäft, die 12. Wasserattraktion des Europa-Parks, eine Entlastung für den oft überfüllten und begehrten Poseidon,
ein weiterer Meilenstein in der Technikverfeinerung von Wasserrides.
(Verfasst im April 2004; leicht gekürzte Fassung eines in der Fachzeitschrift „Kirmes- und Park-Revue“ erschienenen Artikels.)
Link zum GEMI-Verlag
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